Islamische Theologie


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Förderer

Professionalisierung muslimischer Gefängnisseelsorge im niedersächsischen Justizvollzug

Das Projekt „Professionalisierung muslimischer Gefängnisseelsorge im niedersächsischen Justizvollzug“ wird gefördert vom Niedersächsischen Justizministerium

Projektleitung: Prof. Dr. Bülent Uçar

Wissenschaftliche Projektbegleitung: Dr. Esnaf Begić (Islamische Theologie und Seelsorge), Dr. Christina Kayales (Pastoralpsychologie und christliche Seelsorge)

Beschreibung des Forschungsprojekts

Die Gefängnisseelsorge ist integraler Bestandteil im deutschen Justizvollzug. Das Angebot der Institutionsseelsorge steht wegen seiner Bedeutung unter dem Schutz des Grundgesetzes. In den vergangenen Jahrzehnten seit Gründung der Bundesrepublik haben die Landeskirchen der EKD und die römisch-katholische Kirche diese Aufgabe übernommen. Die Fragen nach muslimischer Seelsorge in Deutschland und entsprechend der muslimischen Gefängnisseelsorge reiht sich hier in die Fragen vieler weder organisatorisch, inhaltlich noch systematisch geklärter Anfragen ein. 

Seit ca. 10 Jahren haben sich bundesweit verschiedene erste Initiativen gebildet und erste Seelsorgekurse für muslimische Ehrenamtliche insbesondere für eine seelsorgliche Begleitung im Krankenhaus angeboten. Diese sind aber bislang, was die Länge der Ausbildung angeht, bezogen auf eine Ausbildung Ehrenamtlicher. Auch eine inhaltliche Qualifizierung dieser Kurse, die noch präziser klärt, mit welchen Inhalten eine muslimische Seelsorgeausbildung in Deutschland angeboten werden soll, bedarf noch weiterer Präzisierungen, um dem professionellen Anspruch und den Erfordernissen adäquat zu begegnen.

Das Forschungsprojekt ist deshalb darauf angelegt, dass mit islamtheologischen Reflexionen und mit der Analyse und Reflexionen der praktischen Seelsorgeerfahrungen der Aufbau eigener muslimischer Seelsorgekonzepte vorangebracht wird.

Die zu klärenden Aspekte in Bezug auf muslimische Seelsorge sind vielfältig und können auch in diesem Forschungsprojekt nur in Auswahl bearbeitet werden. Dennoch wird dieses Forschungsprojekt als erstes seiner Art eine Initialzündung auslösen können und somit Grundstein für viele weitere Forschungen legen können:  Wissenschaftlich notwendig ist einer Klärung in der islamischen Theologie, in welcher Weise die gesellschaftlichen Konflikte und die Lebensumstände der Menschen in Betracht genommen werden. Hierzu gehört die Klärung, welchen Stellenwert muslimische Seelsorge im eigenen theologischen Kontext einnimmt. Insofern versteht sich auch dieses Forschungsprojekt als Teil dieser derzeit notwendigen, aber eben sich in ihren Anfängen befindenden Auseinandersetzung um eine Klärung der muslimischen Seelsorge in Deutschland.

Struktur des Forschungsprojekts

Die Struktur des Forschungsprojekts soll ermöglichen, dass die Fragestellungen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven bearbeitet werden, um eine Methodenvielfalt ausschöpfen zu können. Hierzu eignen sich Fragestellungen, die aus theologischen, interreligiösen, psychologischen, pädagogischen, über soziologischen und ethischen bis hin zu rechtlichen und organisatorischen Perspektiven für den Kontext der muslimischen Gefängnisseelsorge relevant sind.

Das einjährige, vom niedersächsischen Justizministerium mit 341.000 Euro finanzierte Forschungsprojekt, hat sowohl einen theoretischen wie auch praktischen Teil. Im theoretischen Teil geht es darum, den Bedarf von Gefangenen muslimischer Religionszugehörigkeit in Niedersachsen zu erheben. Dann werden professionelle Standards der muslimischen Seelsorge entwickelt. Schließlich geht es auch um die Positionierung islamischer Seelsorge in Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern, Psychologen, Pädagogen und ärztlichen Diensten. Vier wissenschaftlichen Mitarbeitern wird die Möglichkeit einer Weiterqualifizierung geboten.

Der zweite Teil des Forschungsprojekts beinhaltet, dass diese vier wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen mittels einer qualifizierten Seelsorgeausbildung inklusive Supervision für die Gefängnisseelsorge ausgebildet werden und ihnen das Erlernen einer adäquaten, professionellen muslimischen Seelsorge ermöglicht wird. Die Seelsorgeausbildung beinhaltet neben theoretischen Modulen Praktika mit Besuchen für eigene Seelsorgegespräche und die Supervision dieser Gespräche / Begegnungen. Die Ausbildung soll in erster Linie den Gefängnisinsassen zugutekommen und damit auf den Mangel an muslimischen Gefängnisseelsorgern in Niedersachsen reagieren. Während der erste Teil des Seelsorgekurses inhaltlich eine allgemeine Einführung in die Seelsorge darstellt, werden im zweiten Teil des Seelsorgekurses auf die speziellen Themen im Gefängnis eingegangen. Die Gesamtlänge des Kurses beträgt dann 200-250 h und entspricht den Kurszeiten entsprechender christlicher Seelsorgekurse für Hauptamtliche.

Pressemeldung der Universität Osnabrück zum Start des Projekts hier

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Bülent Ucar, Universität Osnabrück
Direktor des Instituts für Islamische Theologie
Institut für Islamische Theologie (IIT)
Kamp 46/47, 49074 Osnabrück
Tel. +49 541 969 6032
E-Mail: bucar@uni-osnabrueck.de